(mit Nachklapp: Leichtsinn oder Verantwortung)
Merkwürdige Zeit! Grenzen werden geschlossen. Kontakt wird vermieden. Risikogruppen werden zu ihrem eigenen Schutz isoliert und keiner fragt, wie es ihnen in ihrer Isolation geht.
Es fällt mir leicht, mich aufzuregen. Vor lauter Schutzmaßnahmen für unsere Gesundheit wird das finanzielle Überleben von Selbstständigen und kleinen Unternehmen geopfert. Wie lange soll ich als Trainerin ohne Einkommen klarkommen? Welch ein Glück, dass ich noch einen Nebenjob habe. Wie machen das andere? Restaurants oder Bildungseinrichtungen zum Beispiel. Es gelingt mir nicht, ausschließlich die virale Gefahr zu sehen.
Wenn ich morgens auf meinem Meditationskissen sitze, werden mir meine Gedankenketten bewusst. Ich spüre das Adrenalin. ICH WILL DAS NICHT!
Ok, ein ernsthafter Versuch:
Ohm
„Ich bin nicht meine Gedanken!“
– die Atmung wird tiefer.
„Ich bin nicht das Kratzen im Hals. Ich bin mehr als das.“
– Ich spüre, wie es in meinen Zellen flirrt.
„Ich bin mehr als das!“
– Es beruhigt sich.
Dann geht es wieder von vorne los.
—
Einfach um mal etwas anderes zu hören, schalte ich das Video von Silke Schäfer an.
Astrologie. Eine andere Welt, so gar nicht wissenschaftlich, aber mal was anderes. Ab und zu setze ich mich gerne anderen Denkweisen aus. Das ist a) spannend und b) eine gute Prävention, um die eigenen Maßstäbe und Bilder nicht für das Alleingültige zu halten.
Im Video gibt es keine medizinischen Erklärungen oder Studien. Schäfer sagt: „Es ist eine Prüfung!“ Eine Prüfung für die, die sich seit Jahren auf den Weg gemacht haben, um eine ganzheitliche Sicht auf die Welt zu bekommen. Eine Prüfung für die, die viel Zeit und Energie in ihre persönliche Entwicklung gesteckt haben. Was macht ihr jetzt? Bleibt ihr im Mitgefühl? Bleibt ihr in der Liebe?
Ein spannender Ansatz! Genau darum geht es in meinen Meditationsversuchen. Kann ich die Gedanken ziehen lassen?
Und genau darum geht es in der Gewaltfreien Kommunikation, kann ich empathisch bleiben? Mit Menschen, die abweisend sind? Mit Journalisten, die die Emotionen anpeitschen? Mit mir, die ich mich frage, was wird in drei Monaten, wenn wir jetzt schon so reagieren? Wenn ich ehrlich bin, meistens kann ich das nicht. Aber wie gut ist es, daran erinnert zu werden.
Gestern beim Spaziergang mit einer Freundin, wir sprechen über DAS Thema. Ich rege mich auf. Aber dann wechseln wir das Thema. Fast schon aus Gewohnheit stelle ich mich emotional auf sie ein und suche die empathische Verbindung. Und, …? Welch eine Erleichterung! Empathie, die ich für sie empfinde, beruhigt mich. Es gibt noch andere Bedürfnisse. Es gibt noch andere Gefühle. Wie schön, für jemand da zu sein, ohne Sorgen, ohne Angst, einfach da. Normale Probleme mit einem normalen Chef.
Da fallen mir die Worte von Silke Schäfer ein: „Geht in die Liebe!“. Das wären nicht meine Worte, aber in der Quintessenz geht es genau darum. Ich würde sagen: Bleibt in Verbindung! Klingt immer noch esoterisch, aber was soll’s. Das Menschsein macht sich nicht an der Länge des Lebens fest. Genauso wenig ist ein gutes Leben ein langes Leben. Warum sag ich das? Weil einem die Angst vor dem, was kommt, Lebensqualität und Mitgefühl vermasseln.
Sieh es als Prüfung! Probiere mal einen anderen Ansatz!
Im Jetzt.
Im Mitgefühl
Und fragend: liebe Kollegin über 60 Jahren, möchtest du überhaupt zu Hause bleiben?
Nachklapp
PS. Meine Mutter, die all meine Texte gegenliest, war heute Morgen sehr aufgebracht: „Du bringst dich in Gefahr! Du bist leichtfertig!!“ – Das glaube ich nicht. Zu wenig Sozialkontakte. Mein Anliegen als Blog-Autorin ist es nicht, Leichtfertigkeit zu fördern. Meiner Anliegen ist es, Ding in den Blick zu nehmen, von denen ich Sorge habe, dass sie hinten dem großen Thema verschwinden. Und als praktizierende Buddhistin daran zu erinnern, BEWUSST zu sein.
Ich will niemand dazu auffordern, sich und andere zu gefährden.
PPS. Mit meiner Kollegin habe ich mittlerweile telefoniert. Sie hat sich sehr über meine Einladung gefreut, doch zur Arbeit zu kommen, und aus Verantwortung für ihre Lieben bleibt sie zu Hause. Wir bleiben telefonisch in Kontakt.
23. März 2020 um 19:10
Danke für diesen Einblick.
Das Dahinterschauendürfen.
Wünsche Dir viel Kraft und weiter viel MUT.
Den Vorwurf der „Leichtfertigkeit“ bekomme ich auch oft.
Ich finde es werden leichtfertige Entscheidungen getroffen, momentan.
Die Konsequenzen z.B. für Frauen und Kinder in Gewalt- und Missbrauchsfamilien mag ich mir gar nicht ausmalen.
Die Behinderten ohne Kontakte. Die psychisch Kranken. Die Alten, die nicht verstehen, dass niemand mehr sie im Heim besucht.
Und … und … und …
Die Trauernden, die nur noch Telefonseelsorge bekommen und kaum realen Beistand. Beerdigungen mit max 10 Personen.
Oh je.
Bleib behütet.
LG, Hille
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27. März 2020 um 13:13
💚🙏
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